1933/05/10 - Berlin Auf dem Höhepunkt der Aktion "Wider den undeutschen Geist" versammeln sich deutsche Studenten in den Universitätsstädten. Die größte Veranstaltung findet in Berlin statt, die Studenten formieren einen Fackelzug und marschieren vom Hegelplatz hinter der Humboldtuniversität über die Oranienburgerstraße durchs Brandenburger Tor; als der Zug gegen 23 Uhr den Opernplatz (heute Bebelplatz) erreicht, sind es 80.000 Menschen, vor denen Studentenführer Gutjahr eine Rede hält, die er mit den Worten „Wir haben unser Handeln gegen den undeutschen Geist gewendet. Ich übergebe alles Undeutsche dem Feuer!“ beendet. Jetzt treten ausgewählte Studenten an das Mikrophon und werfen, während sie einen "Feuerspruch" sprechen, die Werke verschiedener Schriftsteller in die Flammen eines Scheiterhaufens.
1. Rufer: „Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky!“
2. Rufer: „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.“
3. Rufer: „Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Förster!“
4. Rufer: „Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele! Ich übergebe der Flamme die Schriften des Sigmund Freud!“
5. Rufer: „Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann!“
6. Rufer: „Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Georg Bernhard!“
7. Rufer: „Gegen literarischen Verrat am Soldatentum des Weltkrieges, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque!“
8. Rufer: „Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr!“
9. Rufer: „Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist. Verschlinge, Flamme, auch die Schriften der Tucholsky und Ossietzky!“
Dann werden noch einige Wagenladungen Literatur ins Feuer geworfen und zur Mitternacht hält Reichsminister Goebbels eine Rede, in der er sich erfreut über „das Ende des Zeitalters eines überspitzten jüdischen Intellektualismus" und eine „Gasse“ für den „deutschen Weg“ zeigt.