"A lot of my work has to do with not allowing my characters to have an ego in a way that the stomach doesn't have an ego when it's wanting to throw up. It just does it. " - Matthew Barney
Kinder, Krankenhaus, Kinder, Krankenhaus. Vicki wird immer stiller. Wir sind kaum noch in der Lage, uns mit Aussenstehenden zu unterhalten, deshalb bin ich immer sehr erleichtert, wenn sie endlich kommt, der Mensch, der jetzt genau versteht und fühlt wie ich. Gleichzeitig fürchten wir uns wie wahnsinnig voreinander, sobald wir uns sehen oder anrufen, ist die jeweils andere ein potentieller Überbringer schlechter Nachrichten.
Du wirst wieder ins Koma versetzt, hast dir wieder alle Schläuche rausgerissen. Sie haben dir jetzt einen Peridural-Zugang direkt im Rückenmark gesetzt. Der letzte Versuch, deinen Magen, der still gelegt worden ist, wieder zum Laufen zu bringen. Alle vorherigen Versuche sind bereits gescheitert. Es gelingt ihnen nicht, dich ordentlich zu sedieren, dein „Wachheits-Potential“ ist unfassbar hoch. Du liegst zwar im künstlichen Koma, wirst beatmet, bewegst dich aber noch immer, bist laut Vital-Funktionsmonitor sehr unruhig. Vici und ich sind beide da. Die Ärzte sagen, wir sollen mit dir reden, aber ich will dir keinen Schwachsinn erzählen, vielleicht kannst du ja wirklich jedes Wort hören und verstehen, wie gemein: da kann man sich nicht wehren und muss dann noch so einen grenzdebilen Monolog über sich ergehen lassen ... Also summ ich einfach immer wieder „ Die Gedanken, sie sind frei ... und sperrt man mich ein, im finsteren Kerker, das alles sind rein, vergebliche Werke, denn meine Gedanken, zerreissen, die Schranken, und Mauern entzwei, DIE GEDANKEN SIND FREI.“
Der Vital-Funktionsmonitor zeigt an, dass du dabei einschläfst, ist ja auch langweilig, immer das gleiche Lied. Vickis Mutter kommt auch noch mal, du schläfst tief und ruhig. Es regnet.
