"Es frieret selbst im wärmsten Rock, der Säufer und der Hurenbock."
Als ich morgens an der Intensivstation klingle, sagt man mir wieder, ich solle „vorne warten“. Das ist immer ein schlechtes Zeichen, die Beine zittern, mein Herz rast, ich muss mich setzen. Katariina, die sehr niedliche Schwester mit dem leichten, osteuropäischen Akzent, viel Herz und einigen Sommersprossen holt mich „vorne“ ab. Ich muss weiss sein wie eine Wand, sie sagt, ich solle mich bei ihr unterhaken (hat sich das rumgesprochen, dass ich gerne umfalle?). Sie will mich nur im Vorfeld informieren, dass deine Mutter an deinem Bett ist, da sie nicht wisse, was für ein Verhältnis wir haben. „Eigentlich keins, wir kennen uns kaum.“ Als ich dein Zimmer betrete, starrt die sonst so beherrschte, imposante Erscheinung aus dem Fenster.
Als sie mich sieht, laufen ihr die Tränen: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm aussieht." Ich reiss mich von Katariina los und stürze mich sehr unsouverän in ihren Riesenbusen. Der riecht nach Mama und nach „alles wird gut“. Die Schwester denkt bestimmt, ich habe sie verklappst. Berichte leise, halt deine Hand. Später kommen wir noch mal wieder, deine Mutter spricht von Katharsis, in der Zwischenzeit hast du Fieber bekommen. Die Ärztin erklärt uns, das dies ein Zeichen dafür ist, dass dein Körper angefangen hat, die Infektion zu bekämpfen. Die Medikamente schlagen an. Es ist das erste Mal, dass ich ein wenig Zuversicht schöpfe.