1973/07/21 - Lillehammer Die Mossad-Einheit Caesarea, unter dem Kommando des späteren israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak, liquidiert im Rahmen einer Vergeltungsaktion für die Geiselnahme und Ermordung israelischer Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München, den in Algerien geborenen, seit 1965 in Norwegen lebenden Marokkaner Ahmed Bouchiki. Der seit 1972 mit der Norwegerin Torill Bouchiki verheiratete Kellner, ein Bruder des Musikers und Mitgründers der Flamenco-Pop Formation Gypsy Kings Chico Bouchiki, geriet aufgrund einer Verwechslung ins Visier der Zielfahnder.
Unzureichend informiert, wähnte der israelische Geheimdienst im Sommer 1973 einen Verantwortlichen für die Geiselnahme von München Mastermind Ali Hassan Salameh in dem skandinavischen Land. Da Golda Meïr dem Mossad nach dem Olympiaattentat aufgetragen hatte, alle daran Beteiligten zu terminieren, wurde umgehend ein Liquidationskommando nach Norwegen entsandt.
Üblicherweise war der Mossad, um eine Verwechslung seiner human targets auszuschließen, sehr penibel. Vor der Entführung Adolf Eichmanns beispielsweise hatte man fast drei Jahre lang akribisch die nachlässig bis nicht verschleierte Identität des Lagerkommandanten a.D. verifiziert.
Im Lillehammer-Fall jedoch erfolgte die Überprüfung etwas oberflächlich. Der stadtbekannte, beliebte und stets gut rasierte Bouchiki, der kaum Ähnlichkeit mit dem bärtigen Führer der Terrorgruppe Schwarzer September Salameh alias Roter Prinz aufwies, mit 1,73 m knapp 20 cm kleiner als der vergleichsweise riesenhafte Terrorist war und auch nicht dessen charakteristische Narbe im Gesicht hatte, wurde anhand verwackelter Fotos von in Jerusalem verbliebenen Geheimagenten als Ali Hassan Salameh identifiziert.
Kurz vor der Exekution allerdings meldeten die Bouchiki vor Ort beschattenden Agenten, da der Todgeweihte anders als die eigentliche Zielperson offensichtlich auch noch fließend Norwegisch sprach, Zweifel an dessen vermeintlicher Identität an. Der örtliche Einsatzleiter des Kommandos, der Europa-Chef des Mossad, „Mike“ Georg Manner (Deckname: Edouard Lasquier), befahl Bouchiki trotzdem erstmal zu erschießen.
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Am Tag seines Todes war Ahmed Bouchiki, der von einer Karriere als Rettungsschwimmer träumte, zu Trainigszwecken zunächst im Schwimmbad und besuchte abends mit seiner hochschwangeren Frau, um sich mit ihr den Film "Agenten sterben einsam" anzusehen, das Kino der Stadt. Auf dem Weg nach hause stoppte neben ihnen ein weißer Mazda. Dem Wagen entstieg ein israelisches Hit-Team, Jonathan Isaac Englesberg (Deckname Jonathan Ingleby), eine junge Frau namens Tamara (auch: Tamar oder Marie), eine Profi-Killerin des Mossad und Geliebte des Europa-Chefs Manner und ein nicht identifizierter Agent, welches Ahmed Bouchiki trotz der Proteste seiner Frau zunächst sechs mal in den Bauch, den Gestürzten zur Sicherheit zweimal in den Kopf und anschließend, spasseshalber, noch sechs mal in den Rücken schoss.
Ali Hassan Salameh wurde vom Mossad 1979 mittels einer Autobombe in Beirut getötet. Er ist nie in Norwegen gewesen.
