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20111210

Wittelsbach Blue


2008/12/10 - London Ein Stein, dessen Name eine Kaninchenrasse suggeriert, der vermutlich aus einer indischen Mine in Kollur bei Golkonda stammende "Blaue Wittelsbacher" wird von Christies bei 16,4 Millionen Pfund Sterling, dem höchsten Preis, den ein auktionierter Brilliant je erzielte, dem britischen Juwelier und Edelsteinhändler Laurence Graff zugeschlagen.

Der naturblaue Diamant vom Typ IIb mit dem Reinheitsgrad vs2 (very small inclusions, Einschlüsse sind bei 10-facher Vergrößerung zu erkennen) hatte nach seinem ersten Schliff ein Gewicht von 35,56 Karat (7,11 g), maß 24,40 mm im Durchmesser, 8,29 mm in der Tiefe und befand sich in der Mitgift, die die 15-jährige Margarita Theresa von Spanien 1666 nach Wien in die per procurationem geschlossene Ehe mit ihrem Onkel und Cousin Kaiser Leopold I. bringt. 

Um Onkel Leopold bezüglich der lange geplanten Verbindung mit „Gretl“ bei der Stange zu halten, liess der Madrider Hof von Diego Velázquez drei Gemälde, welche die junge Infantin im Alter von drei, fünf und acht Jahren zeigen, anfertigen und nach Wien schicken.

Nach ihrem Tod stattet Leopold I. die Brautgabe der gemeinsamen Tochter Maria Antonia mit der Preziose aus und in der Mitgift ihrer Nichte Maria Amalia gelangt der Stein bei deren Hochzeit mit Karl Albrecht von Bayern an das Haus Wittelsbach und wird dort erstmals, als blauer Brillant, inventarisiert. Anlässlich der Krönung Karl Albrechts zu Kaiser Karl VII. lässt Maria Amalia den Diamanten in ihre Krone einarbeiten und 1761, fünf Jahre nach ihrem Tod, veranlasst Kurfürst Maximilian III. Joseph die Verwendung des "Blauen Wittelsbachers" in einem Ordenszeichen des Ordens vom Goldenen Vlies. Als Kurfürst Max Joseph 1806 zum ersten König von Bayern erhoben wird, lässt er nach einem Entwurf von Charles Percier eine Krone mit den Blauen Wittelsbacher als Leitstein anfertigen. In einem Inventar von 1807 wird der Stein auf einen Wert der mit 300.000 Gulden soviel wie der sämtlicher anderen königlichen Schmuckstücke zusammengenommen beträgt, geschätzt. Bis 1918 bleibt der Diamant an der Spitze der Krone des Königreichs Bayern Haus- und Staatssymbol. 1921, bei der Beisetzung von König Ludwig III., wird die kubische Kohlenstoffmodifikation zum letzten Mal öffentlich in dieser Fassung gesehen. 

Der "Blaue Wittelsbacher" gilt als ältester bekannter Brillant, er hatte 82 Facetten, die atypisch angeordnet waren. Die sternförmigen Facetten in der Krone des Diamanten waren vertikal gespalten, und der Pavillon hatte 16 nadelartige Facetten, die in Paaren angeordnet von der Kalette nach außen zeigten.

Erwerber Laurence Graff liess den Stein, um Absplitterungen zu beseitigen und Reinheit und Brillanz besser zur Geltung zu bringen, von drei Edelsteinschleifern neu schleifen, dadurch verlor der Stein seine historische Authentizität, vier Karat, wird jetzt als "The Wittelsbach-Graff Diamond" geführt und sieht nach der Meinung führender Experten wie ein benutztes Hustenbonbon aus.