0180/07/17 - Karthago Die Scilitanischen Märtyrer werden verurteilt und hingerichtet. Der diesbezügliche Märtyrerbericht, Passio sanctorum scilitanorum, ist eines der ältesten Zeugnisse der Kirche im römischen Africa und das älteste christliche Dokument in lateinischer Sprache. Die darin überlieferte Aussage des Obermärtyrers Speratus, er habe „Bücher und Briefe des Paulus“, ist das früheste Zeugnis einer lateinischen Übersetzung der „Paulusbriefe“.
Passio sanctorum scilitanorum
Als Praesens zum zweiten Male und Claudianus Konsuln waren werden dem Prokonsul Vigellius Saturninus im nichtöffentlichen Verhörzimmer die Christen: Speratus, Nartzalus, Cittinus, Veturius, Felix, Aquilinus, Laetantius, Januaria, Generosa, Vestia, Donata und Secunda vorgeführt.
Saturninus: „Ihr könnt euch die Begnadigung unseres Herrn, des Kaisers, gewinnen, falls ihr wieder zur Vernunft kommt.“
Speratus: „Wir haben niemals Böses getan, niemals haben wir eine Ungerechtigkeit unterstüzt: wir haben nie geschmäht, sondern haben uns bedankt, wenn man uns übel mitgespielt hatte, und zwar deswegen, weil wir unseren Kaiser verehren.“
Saturninus: „Auch wir verehren die Götter, und unsere Verehrung ist schlicht und wir schwören beim Genius unseres Herrn, des Kaisers, und beten für sein Heil, was auch ihr zu tun verpflichtet seid.
Speratus: „Eine Befehlsgewalt dieser Welt erkene ich nicht an; sondern ich diene vielmehr jenem Gott, den keiner der Menschen gesehen hat, noch mit diesen Augen sehen kann. Ich habe nicht gestohlen, sondern, wenn ich etwas kaufe, bezahle ich die Steuer, weil ich meinen Herrn anerkenne, den Herrscher über Könige und Völker.“
Saturninus: „Lasst ab davon, dass dies eure Überzeugung sei!“
Speratus: „Die Überzeugung, jemanden umzubringen und ein falsches Zeugnis zu sagen, ist schlecht!“
Saturninus – an die anderen Angeklagten gewandt: „Beteiligt euch nicht an diesem Wahnsinn!“
Cittinus: „Wir haben niemanden, den wir zu fürchten hätten, als den Herrn, unseren Gott, der im Himmel ist.“
Donata: „Ehre dem Kaiser als Kaiser; die Furcht aber Gott.“
Vestia: „Ich bin eine Christin.“
Secunda: „Was ich bin, eben das will ich sein.“
Saturninus – zu Speratus: „Beharrst du darauf, Christ zu sein?“
Speratus: „Ich bin ein Christ“ – die Mitangeklagten murmeln zustimmend.
Saturninus: „Wollt ihr Zeit zum Nachdenken haben?“
Speratus: „Bei einer gerechten Sache gibt es keine Bedenkzeit.“
Saturninus: „Was sind das für Sachen in eurem Kästchen?”
Speratus: „Bücher und Briefe des Paulus, eines gerechten Mannes.“
Saturninus: „Ihr sollt einen Aufschub von 30 Tagen haben und euch bedenken.“
Speratus: „Ich bin ein Christ“ – wieder murmeln die Mitangeklagten zustimmend.
Saturninus – verliest von einem Täfelchen die Entscheidung: „Ich beschliesse, dass Speratus, Nartzalus, Cittinus, Donata, Vestia, Secunda und die übrigen mit dem Schwert hingerichtet werden. Sie haben bekannt, dass sie nach christlichem Ritus leben; obwohl ihnen die Möglichkeit angeboten worden war, zur Lebensweise der Römer zurückzukehren, blieben sie starrköpfig.“
Speratus: „Wir sagen Gott Dank.“
Nartzalus: „Heute sind wir Märtyrer im Himmel. Gott sei Dank.“
Ein Herold: „Ich (Prokonsul Saturninus) habe angeordnet, dass die Delinquenten (zur Hinrichtung) abzuführen sind.“
Die Märtyrer – unisono: „Gott sei Dank.“ Und sie sind sogleich enthauptet worden für den Namen Christi. Amen.