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20140823

Stockholm Syndrom


1973/08/23 - Stockholm Der mit einer finnischen Maschinenpistole bewaffnete und etwas Sprengstoff mit sich führende, Strafgefangene Jan Erik „Janne“ Olsson nutzt einen unbegleiteten Ausgang zum Besuch des, am Norrmalmstorg residierenden, Geldinstituts Kreditbanken.

Die Stockholmer Polizei, durch Notruf alarmiert, lässt das Bankgebäude umgehend von zwei Beamten stürmen. Denen gelingt es nicht einen folgenden Schusswechsel mit dem Gewalttäter für sich zu entscheiden. Ein Polizist, an der Hand verletzt, flieht. Der andere muss sich entwaffnen lassen, wird von Olsson in ein Clubsesselchen beordert und aufgefordert etwas zu singen. Der Beamte beginnt „Lonesome Cowboy“ in der Version von Pat Woods, bekannt als „Lucky Luke Theme“, stimmgewaltig aber misstönend zu intonieren.

„Lonesome cowboy, lonesome cowboy, you're a long long way from home.
Lonesome cowboy, lonesome cowboy, you've a long long way to roam.

I'm a poor lonesome cowboy
I'm a long long way from home
And this poor lonesome cowboy
Has got a long long way to roam
Over mountains over prairies
From dawn till day is done
My horse and me keep riding
Into the setting sun

Lonesome cowboy, lonesome cowboy, you're a long long way from home
Lonesome cowboy, lonesome cowboy, you've a long long way to roam

There are guys who just figure
Have a problem with a gun
And a finger on a trigger
Can be dangerous, hurt someone
But problems solve much better
By keeping calm and true
My horse and me keep riding
I ain't nobody's fool

Lonesome cowboy, lonesome cowboy, you're a long ...“

Olsson bestimmt die Bankangestellten zu Geiseln und den unmusikalischen Polizisten zum Emissär, der die Forderung Olssons, dass, zunächst, sein Zellengenosse, Clark Olofsson, ein in Schweden populärer Berufsverbrecher, zur Bank gebracht und hineingelassen werden soll, mitteilt.
Nach Rücksprache mit der Regierung wird tatsächlich Olofsson in die Bank gebracht. Er hat die Telefonnummer des inzwischen gebildeten Einsatzstabes dabei.  Die Erfüllung der weiteren Wünsche des Duos, ein sportliches Fluchtauto, drei Millionen Kronen, schusssichere Westen, Helme und zwei Handfeuerwaffen wird, von den Verhandlungsleitern der Polizei, allerdings, vom Verzicht auf die Mitnahme der Geiseln abhängig gemacht.
Geiseln und Geiselnehmer sind enttäuscht, existenziell affektiert sind sie bereits symbiotisch miteinander verbunden und lehnen eine Separation ab.
Eine der Geiseln, Kristin Enmark, versichert in ihrem und im Namen ihrer Mitgeiseln, sich in der Obhut Olsson und Olofssons sicher und geborgen zu wissen und dass vor allem eine Eskalation durch unbedachte und gewalttätige Methoden der Polizei zu befürchtet wird. Die in der Bank Gefangenen verbarrikadieren sich in der Mitte der Haupthalle und Olsson lässt sich die Telefonnummer des schwedischen Regierungschefs „Statsminister“ Olof Palme geben.
Die Protagonisten verharren, bis zum folgenden Tag, auf ihren jeweiligen Positionen, Geiseln und Geiselnehmer in der Bankfiliale, snuten draussen auf dem Norrmalmsplatz und Palme in der Staatskanzlei. Dann ruft Geiselgangster Olsson  Palme an:
Palme: „Ja hej! Vem som prata?“
Olsson: „Hej! Den är Janne, jag (...)“ 
Die nächsten Minuten des Geprächs sind leider nicht überliefert. Der Grossteil der Aufzeichnung wurde von den Ermittlungsbehörden bei einem Auftritt des Polizeigesangsvereins Nacka, versehentlich überspielt. Der noch vorhandene Rest der Aufnahme:
Olsson: (...) döder jag dom.
Palme: Nej!
Geisel: Urrgh!
Olsson: legt auf
Am folgenden Tag erreicht Palmes Büro ein weiterer Anruf. Die 23-jährige Geisel Kristin Enmark ist am Apparat. Kristin sagt, sie sei ihr ganzes Leben Sozialdemokratin gewesen, nicht an einem Heldentod interessiert und Palme solle gefälligst auf die Erfüllung der gestellten Forderungen hinwirken. Währenddessen läuft Olafsson in der Halle herum und singt Roberta Flacks „Killing me softly“

„I heard he sang a good song, 

I heard he had a style,
and so I came to see him and listen for a while.
And there he was this young boy, a stranger to my eyes.

Strumming my pain with his fingers, 

singing my life with his words, 

killing me softly with his song, 

killing me softly with his song, 

telling my whole life with his words,
killing me softly with his song.

I felt all flushed with fever embarrassed by the crowd.
I felt he found my letters and read each one out loud.
I prayed that he would finish but he just kept right on.

Strumming my pain with his fingers, 

singing my life with his ...“

Olsson bittet Olafsson für alle pytt i panna und Himbeersaft zu bestellen.
In der Nacht zieht sich Olsson mit Olofsson und den Geiseln in den Tresorraum der Bank zurück. Sie haben das pytt i panna und etwas Wasser mitgenommen.
Der Polizei gelingt es, die Situation der Geiseln dramatisch zu verschlimmern, indem sie den Tresorraum von aussen verschliesst. Das Wasser geht bald zu Ende, der letzte Kartoffelwürfel wird geteilt, die Eingeschlossenen kämpfen nun nicht nur mit ihrer Angst, sondern auch gegen Klaustrophobie, Hunger und Durst.

Pytt i Panna 
Zutaten 
600 g Kartoffeln
2 Zwiebeln
100 g Schinkenwürfel
1 EL Öl
Pfeffer, Salz
1 EL Petersilie
Kartoffeln waschen, in einen kleinen Topf geben, leicht mit Wasser bedecken. Deckel auflegen und zum Kochen bringen. Auf mittlere Temperatur schalten und ca. 20 Minuten kochen. Pellkartoffeln in kaltem Wasser abkühlen lassen, pellen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebeln in sehr kleine Würfel schneiden. Zwiebeln zusammen mit Schinkenwürfeln in heissem Öl anbraten. Aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen. Kartoffelwürfel hellbraun braten. Schinkenwürfel und Zwiebeln wieder zufügen und vorsichtig unterheben. Mit Pfeffer und Salz würzen. pytt i panna auf Tellern anrichten und mit feingehackter Petersilie bestreuen.




Die Polizei entwickelt einen Plan. Man will ein Loch in den Tresorraum bohren, Gas einströmen lassen und Geiseln und Geiselnehmer damit betäuben. Die Medien werden informiert, der Rundfunk berichtet, der Bankräuber zieht Konsequenzen und fesselt die Geiseln so, dass sie stranguliert würden, wenn sie das Bewusstsein verlieren.
Es wird gebohrt und dann, mit einer Mini-Kamera, das Geschehen im Tresorraum dokumentiert.
Ein weiterer, endlos scheinender, Tag beginnt. Sven Säfström, die einzige männliche Geisel, bietet an, sich ins Bein schiessen zu lassen, um der Polizei den Ernst der Lage zu demonstrieren. Olsson lehnt das ab, er kann kein Blut sehen.
Es wird viel telefoniert, die Gespräche werden live im schwedischen Radio gesendet.
Alle Geiseln weigern sich kategorisch die Bank vor den Sträflingen zu verlassen. Durch die gebohrten Löcher in der Decke bekommt die kleine Gesellschaft im Tresorraum jetzt Essen und Bier.
Die Polizei bohrt immer noch, Loch um Loch um Loch. Olsson schiesst in die Löcher, zweimal. Er trifft einen Kriminaltechniker in Gesicht und Hand. Jetzt glauben nur noch wenige Schweden an ein gutes Ende der Geiselnahme. Den Geiseln wird das Fraternisieren verübelt, sie zu opfern erwogen – Olofsson ist ja sowieso nur ein Gangster. Palme erteilt die offizielle Genehmigung, die Geiselnehmer zu töten.
Kristin Enmark telefoniert noch einmal mit Palme. Palme fragt: „Wäre es nicht toll, zu sterben, wenn man auf seinem Posten ist?“ 
Enmark legt auf.
Die Polizei hält an dem einmal gefassten Plan fest. Ohne Palme und die Medien in Kenntnis zu setzen, wird, ab 21 Uhr, Gas in den Tresorraum geleitet. Clark Olofsson ruft sofort: „Zum Teufel mit dem Gas! Wir ergeben uns!“
Der Raum wird geöffnet, die Verbrecher werden verhaftet und die Geiseln befreit. Nur Kristin Enmark macht wieder Probleme. Sie befürchtet, dass die Polizei den Olsson und Olofsson erschiessen könnte, will den Tresorraum auf gar keinen Fall verlassen und muss herausgetragen werden.