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20130203


Air Raid 

1945/02/03 - Berlin  Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs, in seinem Dienstzimmer, am Schreibtisch. Die Prozesse gegen die Verschwörer des 20. Juli finden gerade statt. Freisler studiert die Akte Schlabrendorff. Fabian von Schlabrendorff hatte zwei als Cognacflaschen getarnte Sprengstoffpakete in Hitlers Flugzeug geschmuggelt. Freisler will der Verhandlung vorsitzen. Seit 1935 ist der Volksgerichtshof im ehemaligen Königlichen Wilhelms-Gymnasium am Potsdamer Platz, an dessen Stelle heute das Sony - Center farbwechselt, untergebracht. 
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Detonationen erschüttern Berlin Mitte. Die U. S. Air Force fliegt den zweitschwersten, gegen die Deutsche Reichshauptstadt gerichteten, Terrorangriff. Freisler greift zur Akte von Schlabrendorffs. Den Akt unter den Arm geklemmt eilt er, um den Luftschutzkeller zu erreichen, durch das Treppenhaus. Eine Bombe trifft das Gebäude des Volksgerichtshofs und ein herabfallender Deckenbalken den Präsidenten. Der von der Strasse herbeigerufene Arzt, es ist der Bruder eines der Männer, die Freisler am Vortag zum Tode verurteilte und unterwegs um Verwundeten zu helfen, konstatiert den Tod des Richters seines Bruders. 
Die Verhandlung des Falls Fabian von Schlabrendorff muss ausgesetzt werden und unter Hinweis auf erlittene Folterungen erreicht der Angeklagte beim Wiederaufruf im März einen Freispruch, wird in verschiedenen Konzentrationslagern interniert und dann, gemeinsam mit etwa 139 weiteren Sonderhäftlingen, u. a. dem ehemaligen österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, dem, immer mal wieder, Premierminister Frankreichs Léon Blum, Martin Niemöller, dem späteren Weihbischof Johannes Neuhäusler, Alexander von Falkenhausen, Isa Vermehren, Sippenhäftlingen aus den Familien Stauffenberg und Goerdeler, von SS-Wachmannschaften, denen befohlen wurde, „die prominenten Geiseln nicht lebend in Feindeshand fallen zu lassen“, in die Alpenfestung nach Niederdorf in Südtirol verlegt. 
Wichard von Alvensleben, Hauptmann der Wehrmacht, Rechtsritter des Johanniterordens und tiefgläubiger Christ, verhindert die Exekution der Häftlinge bis sie am 4. Mai von amerikanischen Truppen endgültig befreit werden. Der Bruder des Arztes, Rüdiger Schleicher, wurde in der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945, mit zwölf Mitgefangenen, in der Nähe des Zellengefängnis Lehrter Strasse erschossen.