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20130506

Jihad Vegan


2002/05/04 - Hilversum Wenige Tage vor den niederländischen Parlamentswahlen erschiesst ein militanter Veganer und Tierrechtler mit Asperger Syndrom, den schwulen Spitzenkandidaten der rechtspopulistischen Lijst Pim Fortuyn (LPF).

„Ich hasse den Islam nicht“, aber ich finde, es ist eine zurückgebliebene Kultur (…) überall wo der Islam das Sagen hat, ist es einfach nur schrecklich. Die ganzen Zweideutigkeiten. Es ist fast ein wenig mit den Reformierten vergleichbar. Reformierte lügen dauernd.“ 
- Pim Fortuyn
 



Nach Bekanntwerden des Attentats ziehen freiheitlich-national gesonnene Holländer, ihren Unmut handfest bekundend, durch die Innenstadt von Den Haag. Um die Ausschreitungen einzudämmen, weist ein Sprecher des niederländischen Innenministeriums wiederholt darauf hin, dass der Attentäter kein Muslim, sondern Tierschutzaktivist und ein Weisser ist.
Pim Fortuyn, Professor an der Erasmus-Universität Rotterdam, vertrat einige kontroverse Standpunkte, er war gegen die Monarchie, sprach sich entschieden gegen den Islam aus und plädierte, unter Hinweis auf seine eigene Homosexualität, zu Gunsten einer offenen Gesellschaft. Auch Fortuyns Haltung zum Tierrecht – „Wählt mich, dann dürft ihr Pelzmäntel tragen“ – war umstritten. Er wird am 10. Mai 2002 auf dem Friedhof Westerveld beigesetzt. Das Totengeleit gerät zu einer politischen Demonstration, viele Trauernde werfen, unter Applaus, Blumen auf den Wagen mit der Leiche die, am 20. Juli 2002, wieder ausgegraben und nach Italien überführt wird.

Holland diskutiert die mörderische Mitverantwortung Fortuyn kritisiert habender Linker, die ihn mit Jörg Haider, Le Pen und unausgesprochen sogar mit Hitler verglichen hatten. Der Pressesprecher der LPF verkündet, dass Pim Fortuyn, posthum, ihr Spitzenkandidat bleiben solle. Die Wahlen bringen der LPF einen überwältigenden Erfolg. Die Partei wird vom neuen Ministerpräsidenten in die Regierung aufgenommen, aber die Idiotie und interfraktionelle Rivalität der LPF-Parlamentarier führt schon nach 87 Tagen zum Sturz des Kabinetts. Bei der Neuwahl 2003 bricht die Zustimmung der Wähler ein, die LPF verschwindet bei den Parlamentswahlen von 2006 gänzlich aus dem Parlament und löst sich schliesslich zum 1. Januar 2008 auf.



Der Attentäter, Volkert Van der Graaf, verweigert zunächst die Aussage zu seinen Motiven, sagt im Prozess, 2003, dann doch, dass er „Muslime schützen“ wollte. Fortuyn habe sie als „Sündenböcke“ benutzt um sich auf Kosten der „schwächsten Teile der Gesellschaft“ politisch zu profilieren, es fiel Van der Graaf weiterhin schwer, sich von dem Mord zu distanzieren. 

Familienangehörige Fortuyns tragen während der Verhandlung Pelzkleidung um, dem angeklagten Tierrechtler gegenüber, ihre Präsenz und Abscheu zu zeigen und knapp ein Jahr nach dem Attentat wird Volkert van der Graaf, am 15. April 2003, wegen Mordes zu 18 Jahren Haft verurteilt.