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20140908

EXODUS 47 / Vol. V


1947/09/08 - Hamburg Die während des Zweiten Weltkriegs auf diese oder jene Weise der Ausrottung ihrer Ethnie entgangenen, 56 Tage zuvor, auf der Exodus 47 mit Ziel Palästina losgefahrenen, noch immer mehr als 4000 Juden, erreichen, jetzt auf den britischen „Gefängnisschiffen“ Ocean Vigour, Runnymede Park und Empire Rival, die Elbmündung.


Von Haifa zunächst wieder nach Frankreich verschifft, hatten die Abgeschobenen sich, obwohl es auf den überfüllten H.M.S.´s langsam eklig wurde, geweigert, ein Asylangebot der französischen Regierung anzunehmen.
Um ihren Widerstand zu brechen, drohten die Briten damit, sie nach Deutschland zu bringen. Das war ziemlich perfide und ebenso erfolglos, nur 75 der noch knapp 4500 verliessen in Frankreich die Schiffe, woraufhin diesen, am 22. August, tatsächlich aber nicht, wie die Juden hofften, wenigstens, Richtung Zypern in See zu stechen, befohlen wurde, sondern, nach einem fünftägigen Zwischenstopp in Gibraltar, während dessen, in London, noch einmal die Opportunität einer Deportation nach Deutschland diskutiert worden war, am 30. August, mit Hamburg als Ziel, auf nördlichen Kurs gingen.

„Wann immer in der Weltgeschichte Unglück und Erfolglosigkeit zu blutigem Hohn geworden ist, hier wird es übertroffen. Man bringt die von den Stätten grauenhafter Erinnerungen in ein freies Land Strebenden dorthin zurück, woher viele von ihnen gekommen sind auf der Flucht vor Menschen und einem Land, in dem jeder Ort nur fünf Minuten von Auschwitz entfernt liegt.“


An den Hamburger Landungsbrücken werden die Ankömmlinge im einem von Stacheldraht umzäunten Hafenbereich von britischen Soldaten, die diejenigen der Nachkommen Sems, welche sich fortgesetzt weigern die Schiffe zu verlassen, nachdem die Frachträume, in denen sie sich verschanzt hatten, geflutet wurden, mit Gewalt von Bord bringen und in Eisenbahnwaggons stopfen, erwartet. 

Einer der Passagiere, Wolfgang Rudberg, der in Deutschland sechs Jahre im Untergrund überlebt hatte, berichtet: „Ein Zug mit Drahtverhauen vor den Fenstern war vorbereitet. In jedem Waggon waren die Sitze herausgenommen. In der Mitte war ein Haufen von Blechdosen, diese großen Kanister mit Biskuit und etwas zu trinken. Das haben wir alles durch die mit Draht verschlagenen Fenster hinausgekippt. Wir hatten eine wahnsinnige Wut, die man kaum verstehen kann. Das war bald Tollwut. Wir waren dermassen wild, dass wir die Engländer angespuckt haben. Das war so ein ekelhaftes Gefühl. Und dann zu wissen: Jetzt bin ich wieder zurück in Deutschland! Ein grausiges Gefühl“.

Die unfreiwillig Zurückgekehrten werden nach Lübeck transportiert, dort auf Lastwagen getrieben und in die vorbereiteten Lager Pöppendorf und am Stau transportiert. Die Lager sind von Stacheldraht und Wachtürmen umgeben und werden Tag und Nacht von britischem Militär bewacht. In nicht beheizbaren Wellblechbaracken warten die Internierten, die Arbeitslager, Todeslager und Todesmärsche überlebt hatten, wiederum und unter Umständen die unweigerlich an die Verhältnisse in Konzentrationslagern erinnern, darauf, sich wieder auf den Weg nach Palästina machen zu können.