
Auf der von Kötzschenbroda nach Meissen führenden Chaussee, besonders an der Stelle, wo der Weg in das Städtchen hineingeht, zeigt sich zuweilen ein grosser, schwarzer, Hund, der heute, bald an der Eisenbahn liegt und fernsieht, bald dort herumläuft. Einige Tage danach bricht in Kötzschenbroda für gewöhnlich Feuer aus.
Kötzschenbroda wird 1226 als Schozebro, Skoci Bord, altsorbisch für „Spring über die Furt“, erstmals 1242 als Schosebrode und 1271 als Coschebrode erwähnt. Kötzschenbrodas, 1278 erstmals urkundlich erwähnte, Kirche ist dem Heiligen Vernius, einem Schutzpatron des Weines, gewidmet. Das angeschlossene Kloster liefert ab 1324 jährlich jeweils ein halbes Fass „Vinum Kotzbrodensis“ an kirchliche Einrichtungen in Dresden und Meissen, der Rest der Jahresproduktion wird vor Ort getrunken. Erwähnung findet der, auch als „Kötzschber“ bekannte Wein durch Martin Luther, der ihn 1520 in einem Brief an den Meissner Bischof für seine Güte lobt.
1429 wurde Kötzschenbroda von den Hussiten und 1633 den Schweden gebrandschatzt. Am 27. August 1645 wird im Pfarrhaus der dem Westfälischen Frieden vorausgehende Waffenstillstand zu Kötzschenbroda zwischen dem Königreich Schweden und dem Kurfürstentum Sachsen vereinbart.
1707 zeigt sich der schwarze Hund, dem folgenden „Grossen Brand“ fällt unter anderem ein junges Mädchen zum Opfer, deren Widergängerin bis heute die Gäste des Hotels Goldener Anker, durch Fenster- und Türenschlagen um die Nachtruhe bringt. 1882 übernimmt Herrmann, später „Mäusetod“- Ilgner, die heruntergewirtschaftete Löwen-Apotheke in der Bahnhofstrasse und vertreibt das Ratten- und Mäusegift „Phosphorpille“ zur Steigerung der „Attraktivität für Mäuse“ in Holzkisten, mit denen zuvor Pökelfleisch transportiert wurde, verpackt, weltweit sehr erfolgreich.
Fontane bezeichnet Kötzschenbroda in „Irrungen, Wirrungen“, als dort, im Sechzehnten Kapitel, ein Zug hält, als „Dresdener Vergnügungsort“ mit „komisch[em]“ Namen und Carl von Ossietzky bemerkt, laut „Tage-Buch“ vom 18. April 1925, „im Gebraus der großen Stadt“ Berlin „auf Schritt und Tritt das Geklapper von Kötzschenbroda“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg strandet der Sänger Bully Buhlan in Kötzschenbroda und macht 1947 mit seiner Version des, durch das Glenn-Miller-Orchester populär gewordenen, Titels „Chattanooga Choo Choo“, den Namen Kötzschenbroda in allen Besatzungszonen bekannt.
Kötzschenbroda Express
Verzeih'n Sie, mein Herr,Fährt dieser Zug nach Kötzschenbroda?
Er schafft's vielleicht,
Wenn's mit der Kohle noch reicht.
Ist hier noch Platz,
In diesem Zug nach Kötzschenbroda?
Das ist nicht schwer,
Wer nicht mehr stehn kann, liegt quer.
Ja, für Geübte ist das Reisen heute gar kein Problem.
Auf dem Puffer oder Trittbrett steht man bequem.
Und dich trifft kein' Fußtritt,
Fährst du auf dem Dach mit,
Das ist nicht schwer,
Wer nicht mehr stehn kann, liegt quer.
Ja, für Geübte ist das Reisen heute gar kein Problem.
Auf dem Puffer oder Trittbrett steht man bequem.
Und dich trifft kein' Fußtritt,
Fährst du auf dem Dach mit,
Obendrein bekommst du dort noch frische Luft mit!
Morgens fährt der Zug an Papestraße vorbei,
Mittags ist die Fahrt nach Halensee noch nicht frei.
Nachts in Wusterhausen
Läßt du dich entlausen
Und verlierst die Koffer auch noch leider dabei.
So fährt man heut
Von Gross-Berlin nach Kötzschenbroda
Und dann und wann
Kommt man auch wirklich dort an.
Nun stehn wir da,
Der schöne Traum vom Reisen ist jetzt aus.
Glück auf nach Kötzschenbroda!
- aber ich bleib zuhaus.
Morgens fährt der Zug an Papestraße vorbei,
Mittags ist die Fahrt nach Halensee noch nicht frei.
Nachts in Wusterhausen
Läßt du dich entlausen
Und verlierst die Koffer auch noch leider dabei.
So fährt man heut
Von Gross-Berlin nach Kötzschenbroda
Und dann und wann
Kommt man auch wirklich dort an.
Nun stehn wir da,
Der schöne Traum vom Reisen ist jetzt aus.
Glück auf nach Kötzschenbroda!
- aber ich bleib zuhaus.