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20120219

På Gjengrodde Stier




Am 25. Juni 1943 ist Knut Hamsun auf dem Obersalzberg zum Tee geladen, der 83-jährige Schriftsteller hört nicht mehr so gut, Hitler muss die ganze Zeit brüllen. Das ist der Führer zwar gewöhnt, trotzdem, er ist genervt und beendet das Tête-à-tête vorzeitig. Hamsun hat den Aufenthalt dennoch genossen.



Am 7. Mai 1945 erscheint ein Nachruf Hamsuns auf Adolf Hitler in 'Aftenposten':

„Ich bin dessen nicht würdig, mit lauter Stimme über Adolf Hitler zu sprechen, und zu sentimentaler Rührung laden sein Leben und seine Taten nicht ein. Er war ein Krieger, ein Krieger für die Menschheit und ein Verkünder des Evangeliums vom Recht aller Nationen. Er war eine reformatorische Gestalt von höchstem Rang, und es war sein historisches Schicksal, in einer Zeit der beispiellosen Rohheit wirken zu müssen, die ihn schließlich gefällt hat. So wird der gewöhnliche Westeuropäer Adolf Hitler sehen, und wir, seine treuen Anhänger, neigen nun unser Haupt angesichts seines Todes.”

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Hamsun zunächst in ein Altersheim in Landvik eingewiesen, dann für „psychisch geschwächt” erklärt und vorübergehend in die psychiatrische Klinik in Vinderen (Oslo) eingewiesen. Eine Verurteilung als „dauernd seelisch geschwächt” widerlegte Hamsun sowohl in seiner Verteidigungsschrift 1947 als auch mit seinem letzten, bei klarem Verstand und mit unverminderter Seelenkraft geschriebenen Buch 'På gjengrodde Stier' (Auf überwachsenen Pfaden, 1949), mit dem er belegt, nicht irre, sondern einfach nur ein Nazi zu sein.

1952/02/19 - Grimstad Knut Hamsun stirbt auf seinem Gut Nørholm.

„Ach, die Liebe läßt das Menschenherz zum Pilzgarten werden, einem üppigen und unverschämten Garten, in dem geheimnisvolle und freche Pilze stehen“ - 'Victoria. Die Geschichte einer Liebe.' (1898)