„Herr Lachmann, die Ermittler sicherten Spuren von Blut auf Ihrem Wohnzimmertisch. Es war Schweineblut. Wollen Sie sich dazu äussern?“. Siegfried senkt den Kopf und schweigt auch weiterhin am achten Prozesstag vor der Strafkammer des Landgericht Würzburgs.
Sein Verteidiger Dr. Hanjo Schrepfer will wissen, ob die Klärung dieses Sachverhalts in irgend einer Weise relevant für die Verhandlung sei. Der Staatsanwalt antwortet spitz: „ Meines Wissens nach ist der Angeklagte von Beruf Winzer und kein Metzger, und auch die nehmen sich selten Arbeit mit nach Hause...“. Der Verteidiger kontert:“ Und möglicherweise konnte man auf dem Küchentisch Blutspuren eines Putenbrust-Filets sowie Rückstände von Schwarzwurzeln und Wickelklössen sichern. Das macht mitnichten zum Mörder, sondern vornehmlich satt.“.
Verteidiger und Staatsanwalt werden zur Ordnung gerufen. Ein Metzger aus Würzburg sagt aus, das Schwein am Montag, den 24. Januar 2011, wenige Tage vor dem Mord an Horst Lachmann, an den Angeklagten Siegfried Lachmann verkauft zu haben. Es sei ein ganzes Schwein gewesen. Ob er ihn gefragt habe, was er mit dem Schwein vorhätte. Der kleine, untersetzte Mann schüttelt verdutzt den Kopf. Er frage seine Kunden für gewöhnlich nicht nach dem Verwendungszweck seiner Fleischwaren, er gehe davon aus, dass sie zum Verzehr genutzt werden.
Siegfried wird sichtlich unruhig, die Sache mit dem Schwein ist ihm unangenehm.
Als ihm die kleine Polin schon nach zwei Wochen wieder abgehauen ist, war er zusammengebrochen. Den Jungen hatte er übers Wochenende zur Maria nach Dettelbach gebracht. Er hatte sich auf die Küchenbank gelegt und fürchterlich betrunken. Sie war eine feine Frau gewesen, so fleissig und mit guten Manieren. Aber der Horst hatte ja wieder alles kaputt machen müssen. Hätte der die Kundin nicht begrabscht, wäre er auch nicht mit dem Holzknüppel auf ihn losgegangen. Und dann wäre die Polin nicht abgehauen.
Er trinkt, er weint, er brüllt, er schläft. Trinkt weiter. Als er am Sonntag den Jungen bei seiner Schwester abholt, ist sein Anblick furchterregend. Blutunterlaufene Augen, hängende Schultern. Vergeblich versucht Maria ihn zu trösten, ihren geliebten Bruder so leiden zu sehen, bricht ihr das Herz.
Am Montag Nachmittag klingelt bei Siegfried das Telefon. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet, dass er gesehen haben will, wie Horst Anzeige gegen seinen Bruder erstattet haben soll. Ein Polizist auf der Wache in Dettelbach bestätigt die Information. Siegfried ist fassungslos. Oft waren die Auseinandersetzungen der Brüder gewalttätig ausgeufert, aber niemals war einer von ihnen damit an die Öffentlichkeit gegangen.
Das war Verrat. Wie betäubt setzt Siegfried sich in sein Auto und fährt nach Würzburg. Kauft das Schwein. Als der Junge im Bett ist, holt er das es aus dem Kofferraum. Er packt es auf den Wohnzimmertisch und starrt es eine Weile an. In seiner zitternden Hand hält er ein grosses Küchenmesser. Wut, Schmerz, Hass ballen sich hart in seinem Brustkorb zusammen. Als er das Messer in die blasse Flanke des Tieres rammt, spürt er endlich Erleichterung. „Ich bring dich um, du Schwein.“
Das war Verrat. Wie betäubt setzt Siegfried sich in sein Auto und fährt nach Würzburg. Kauft das Schwein. Als der Junge im Bett ist, holt er das es aus dem Kofferraum. Er packt es auf den Wohnzimmertisch und starrt es eine Weile an. In seiner zitternden Hand hält er ein grosses Küchenmesser. Wut, Schmerz, Hass ballen sich hart in seinem Brustkorb zusammen. Als er das Messer in die blasse Flanke des Tieres rammt, spürt er endlich Erleichterung. „Ich bring dich um, du Schwein.“
▼Genesis.4:21_______________________________________Genesis 4:23▲