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20120506

Jihad Vegan


2002/05/04 - Hilversum Kurz vor den niederländischen Parlamentswahlen schiesst Volkert van der Graaf, ein militanter Veganer und Tierrechtler mit Asperger Syndrom, dem schwulen Spitzenkandidaten der rechtspopulistischen Lijst Pim Fortuyn (LPF), den niederländischen Politiker, Publizisten und Soziologen Pim Fortuyn, nachdem dieser ein Studio des staatlichen Rundfunks, wo er zwei Interviews gab, verlassen hatte und über den Parkplatz zu seinem Auto ging, fünf Kugeln in Kopf, Brust und Nacken. Reanimationsversuche bleiben erfolglos; Fortuyn stirbt kurz nach dem Anschlag. Er wurde 54 Jahre alt.

„Ich hasse den Islam nicht“, aber „ich finde, es ist eine zurückgebliebene Kultur (Ein Iman hatte zu Fortuyn: Alle Schwule sind Schweine, gesagt.) (…) Überall wo der Islam das Sagen hat, ist es einfach nur schrecklich. Die ganzen Zweideutigkeiten. Es ist fast ein wenig mit den Reformierten vergleichbar. Reformierte lügen dauernd.“ - Pim Fortuyn

Nach Bekanntwerden des Attentats ziehen freiheitlich-national gesonnene Holländer ihren Unmut bekundend durch die Innenstadt von Den Haag und liefern sich in der Nacht heftige Strassenschlachten mit der Polizei. Um weitere Ausschreitungen gegenüber Ausländern zu verhindern, weist ein Sprecher des niederländischen Innenministeriums wiederholt darauf hin, dass es sich bei dem Attentäter nicht um einen Muslim, sondern um einen 32 Jahre alten „weissen Niederländer“ handelt, der Aktivist einer niederländischen Umweltschutzorganisation ist und gegenüber der Polizei jegliche Aussage verweigert.



Pim Fortuyn, Professor an der Erasmus-Universität Rotterdam, vertrat einige kontroverse Standpunkte, ganz richtig erklärte er den Multikulturalismus für weitgehend gescheitert, war gegen die Monarchie, sprach sich entschieden gegen den Islam aus und plädierte, unter Hinweis auf seine eigene Homosexualität, zu Gunsten einer offenen Gesellschaft. 
Auch Fortuyns Haltung zu Tierschutzthemen war, Aussagen wie: „Wählt mich, dann dürft ihr Pelzmäntel tragen“ berücksichtigend, umstritten. 
Seine Beerdigung findet am 10. Mai 2002 auf dem Friedhof Westerveld in Driehuis, Noordholland statt. 
Das Totengeleit gerät zu einer politischen Demonstration, viele Trauernde werfen unter Applaus Blumen auf den Leichenwagen des Kandidaten, der am 20. Juli 2002 wieder ausgegraben und seinem Willen entsprechend nach Italien überführt wird. 
Holland diskutiert die mörderische Mitverantwortung Fortuyn kritisiert habender Linker, er wurde mit Jörg Haider, Le Pen, unausgesprochen sogar mit Hitler verglichen und der Pressesprecher der LPF verkündet, dass Pim Fortuyn bis nach den Wahlen posthum Spitzenkandidat bleiben solle. Diese Wahlen bringen der LPF einen überwältigenden Wahlerfolg. Die Partei wird vom neuen Ministerpräsidenten in die Regierung aufgenommen, aber die Idiotie und interfraktionelle Rivalität der LPF-Parlamentarier führt schon nach 87 Tagen zum Sturz des Kabinetts. Bei der Neuwahl 2003 bricht die Zustimmung der Wähler ein, die LPF verschwindet bei den Parlamentswahlen von 2006 gänzlich aus dem Parlament und löst sich schliesslich zum 1. Januar 2008 auf.


Van der Graaf, der zunächst die Aussage zu seinen Motiven verweigerte, sagte im Prozess 2003 dann doch aus. Und zwar, dass er „Muslime schützen“ zu müssen glaubte, Fortuyn habe diese als „Sündenböcke“ benutzt, um sich auf Kosten der „schwächsten Teile der Gesellschaft“ politisch zu profilieren, es fiel Van der Graaf  auch später schwer, sich von dem Mord zu distanzieren. 
Familienangehörige Fortuyns trugen während der Verhandlung Pelzkleidung, um dem Tierrechtler gegenüber ihre Präsenz und Abscheu zu zeigen und knapp ein Jahr nach dem Attentat wird Volkert van der Graaf am 15. April 2003 wegen Mordes zu 18 Jahren Haft verurteilt.