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20120527

Rêves Et Réalités III


Am 3. August 1914 erklärt Deutschland Frankreich den Krieg, Sholem ist pleite und heiratet nach dreijährigem Engagement die ebenfalls aus der Ukraine emigrierte Anna.
Am nächsten Tag steht er im Büro der Légion Étrangère und lässt sich registrieren, eine kurze Ausbildung folgt und der Anarchist freut sich über neue Kenntnisse, die im revolutionären Kampf nicht schaden können.


Bei Arras soll seine Kompanie die erste Armee dabei unterstützen, den Deutschen den Weg zum Kanal abzuschneiden. Hätten alle gekämpft wie Schwartzbard, wäre es vielleicht gelungen.

Reihenweise erschiesst der heranrückende Deutsche, wer Artillerie und Gewehrkugeln entgeht, dem rammt er das Bajonett in den Unterleib und reisst es Richtung Kinnlade.


Die Offiziere sind von Sholem, der teutonenfressenden Kampfmaschine begeistert und „la machine de guerre dévorant les teutons“ wird in die reguläre Armee übernommen, als Schütze im 363e Régiment d’Infanterie, wird er in die Vogesen verlegt.
Dort wird er erstmals ernsthaft verwundet, beim Sturm auf deutsche Stellungen durchbohrt eine Kugel die Lunge und bricht sein Schulterblatt, nachdem sie das Armgeflecht, Plexus brachialis, wie er dem Gegrummel der Feldärzte entnimmt, zerrissen hat.
Sholem kann dem Gegrummel weiter entnehmen, dass die Mediziner ihn aufgegeben haben. Da Anna und die Weltrevolution warten, gibt er sich, die Vermutung der Fachkundigen ignorierend, nicht auf.
Weitgehend, sieht man von der nervösen Dysfunktion des linken Armes ab, genesen, kann er nach einem Jahr wieder an die Front, an der die Kombattanten, stellungskriegsmüde, weit weniger Enthusiasmus als zu Beginn de la Guerre Mondiale zeigen.
Das macht Sholem nun auch keinen Spass, also ist er froh, die neue Verletzung am Fuss beendet für Sholem den Krieg.







Jetzt, neun Jahre später, Sholem ist auf der Avenue de la République nach rechts abgebogen, an der Place de la République angekommen, ist er nicht froh. Der zerschmetterte Knöchel ist schlecht verheilt, der Fuss tut weh, was, wenn er den Gesuchten hier erspäht, dort auf der anderen Seite des Platzes, was wenn er rennen muss.
Sholem Schwartzbard überquert la République.
Der Stratege im Anarchisten verflucht innerlich Baron Haussman, der unter anderem, um es zu ermöglichen, heranrückende Aufständige besser mit Artilleriefeuer abwehren zu können, die in den von ihm als Exerzierplatz geplanten und für den Bau einer Kaserne vorgesehenen Place de la République mündenden Strassen und Boulevards schnurgerade auf diesen ausgerichtet hat.



Das Büro der Exilregierung der Ukraine liegt im Quartier Latin, da es im Exil meist wenig zu regieren gibt, sieht man Petrjula dort nur selten, irgendwann will Sholem dort ankommen, obwohl er schon tagelang vergeblich vor dem Haus gewartet hat.
Nach links in die Rue du Temple, hier praktiziert sein und Annas Dentiste, ja eine Füllung müsste erneuert werden oder der Zahn am besten gezogen. Aber nicht heute, Sholem spürt dieser Tag, dieser sonnige Tag im Mai ist ein besonderer Tag, heute wird er von einem Übel befreit, aber nicht durch Docteur Baumzecer, er wird sich selbst befreien.
Trotzdem, Anna hat ihn gebeten etwas von dem unübertrefflichen Pickel aus der Charcuterie in der Rue des rosiers mitzubringen. Annas Wünsche sind dem Liebenden Befehl. Sholem wird dort vorbeischauen und vielleicht Chez Marianne etwas essen, jetzt hat er Hunger, beim Déjeuner hat er noch nichts runterbekommen.




Lesen Sie mehr in unserer nächsten Ausgabe.