1993/11/14 Volkstrauertag - Berlin Die Neue Wache, an der Strasse Unter den Linden, wird ihrer neu definierten Bestimmung, als zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, Pleonasmen und eigentlich allem Widrigem, dem man so zum Opfer fallen kann, übergeben.
Das Gebäude, eines der Hauptwerke des deutschen Klassizismus, war nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel, unter Friedrich Wilhelm III. als, mit einer Gedenkstätte für die Gefallenen der Napoleonischen Kriege kombinierte Haupt- und Königswache errichtet und auch so genutzt worden, bis nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Wegfall der Monarchie, die Nutzung als Königswache entfiel.
Heinrich Tessenow, sollte die Neue Wache 1931 zur Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Weltkriegs umgestalten. Der Reformarchitekt liess Schinkels Tempelchen entkernen und auf einem zwei Meter hohen Altar aus schwarzem Granit, einen silbernen Eichenkranz mit Gold- und Platinauflagen montieren.
Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde die Neue Wache 1960, nach dreijährigen Wiederaufbauarbeiten, als Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus, neu eingeweiht. 1969 liess die kommunistische Regierung den Granitblock durch eine Ewige Flamme in einem Glasprisma er- und einen unbekannten KZ-Häftling sowie einen unbekannten Soldaten beisetzen.
Die Tradition der Wachaufzüge, mit dem ersten, bei dem klingenden Spiels das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 vor die Neue Wache zog, wurde 1818, der Berlin besuchende Zar Alexander von Russland geehrt, setzte zuletzt, bis 1990, jeden Mittwoch und Sonnabend 14:30 Uhr eine Ehrenformation des Wachregiment Friedrich Engels mit einem Grossen Wachaufzug fort.
Jetzt wird, alljährlich zum Volkstrauertag, vom Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung, oder kurz WachBtl BMVg, eine Ehrenwache gestellt. Statt Ewiger Flamme oder Granitblock hat Bundeskanzler Helmut Kohl, für den rekonstruierten weitläufigen Innenraum des Gebäudes, Kontroversen trotzend, die Aufstellung einer vergrösserte Kopie seines Briefbeschwerers durchgesetzt