1987/09/29 - Goiânia Mittels eines Szintillationszählers der nationalen brasilianischen Atomenergiebehörde NUCLEBRAS ermittelt ein Spezialist das Ausmass der durch das Cäsium-137 verursachten Kontanimation. Daraufhin läuft ein behördliches Notfallprogramm an. Bei allen Einwohnern in und um Goiânia werden Messungen durchgeführt und von insgesamt 112.800 untersuchten Personen 249 als verstrahlt identifiziert. Es zeigt sich, dass die Radioaktivität über mehrere Wohnbezirke verschleppt worden ist und ganze Straßenzüge und Plätze kontaminiert sind. Viele Bewohner werden in das Fussballstadion der Stadt evakuiert, wo ein provisorisches Zeltlager aufgeschlagen ist. Ihre Häuser müssen zwar abgerissen, Gegenstände von grossem persönlichem Wert können aber auf Antrag geborgen und nach gründlicher Dekontamination zurückgegeben werden. Gärten und öffentlichen Parkanlagen sind schnell gerodet. Die Erdschicht wird metertief abgetragen und Humus herangekarrt. Neue Pflanzungen gedeihen schnell und prächtiger als je zuvor.
Maria Gabriela Ferreira hatte während der Busfahrt in das Krankenhaus den Behälter in einer Plastiktüte transportiert und ihn dort auch nicht geöffnet, dies rettete vielen Menschen das Leben. Zuvor sind allerdings zahlreiche Personen zum Teil hohen Strahlendosen ausgesetzt. Achtundzwanzig Goiânianer erleiden strahlungsbedingt Hautverbrennungen, manche müssen sich schweren Herzens von betroffenen Gliedmassen trennen und vier Menschen sterben an den Folgen des Unglücks.
Die Nichte des Schrotthändlers, deren Vater ihr mit etwas mitgebrachtem Cäsium eine Freude machen möchte, reibt sich damit ein und isst, ohne sich die Hände zu waschen, zu Abend. Sie stirbt und wird wie die drei anderen Toten in einem 700 kg schweren Bleisarg, mit Beton vergossen, beigesetzt. Nach qualvollem Krankheitsverlauf stirbt, mit einer durch ionisierende Strahlung verursachten Energiedosis von 5,4 Gray, belastet, letztlich auch die Frau und wenige Tage später, zwei der Gehilfen des Schrotthändlers, mit 4,5 beziehungsweise 5,3 Gray. Ferreira selbst überlebt 7,0 Gray unbeschadet. Er fordert hohe Summen für Interviews in denen er seine Resistenz auf starken Bier- und Schnapskonsum zurückführt, scheint wegen des Ablebens seiner Frau erleichtert und heiratet bald wieder. Sein Bruder der sich ein blau leuchtendes Cäsium-Kreuz auf das T-Shirt malt, verschleppt die Kontamination auf den Landsitz der Familie, wo er, zwei Hunde, vier Schafe und alle Kühe sterben. Die drei Ärzte, denen das verlassene Krankenhaus gehörte, werden der groben Fahrlässigkeit angeklagt, verwarnt und für alle medizinischen Einrichtungen wird das Führen von Inventarlisten verpflichtend vorgeschrieben.
Goiânia gehört heute zu den brasilianischen Städten mit der besten Lebensqualität. Von den 1100 Hektar Stadtfläche sind 375 Hektar begrünt.
