2006/01/12 - Ankara Die lebenslange Haftstrafe Mehmet Ali Ağcas, eines ehemaligen Kaders der ultranationalistischen „Grauen Wölfe“ wird, mit der ihm auferlegten Massgabe seiner Bewährung, ausgesetzt.
Die Aussetzung der Strafe wird acht Tage später vom Obersten Türkischen Gerichtshof ohne Begründung aufgehoben, Ağca erneut verhaftet und wieder in das Hochsicherheitsgefängnis Sincan bei Ankara verbracht.
„La Nona Ora“ Maurizio Cattelan (1999) |
Mehmet Ali Ağca, der 1981 auf dem Petersplatz in Rom ein Pistolenattentat* auf den damaligen Papst Johannes Paul II., bürgerlich Karol Józef Wojtyła, verübte, bei dem eine Kugel den linken Zeigefinger des Pontifex zertrümmert, eine den rechten Unterarm streift und eine dritte, bevor sie knapp neben der Wirbelsäule wieder austritt, mehrere Dünndarmschlingen zerreisst, wurde deshalb im Juli 1981 in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nach neunzehn Jahren war er vom italienischen Präsidenten Ciampi auf Bitte des Papstes, Johannes Paul II. hatte noch in der Gemelli-Klinik von den Folgen des Anschlags genesend seinem Attentäter vergeben und ihn später im Gefängnis besucht, anmestiert und in die Türkei ausgeliefert worden.
Der laut eigenen Bekundungenen inzwischen zum Katholizismus übergetretene, sich als Reinkarnation des Gottessohnes verstehende, inzwischen entgültig entlassene Ağca beantragte noch in türkischer Haft die polnische Staatsbürgerschaft und will sich in Polen niederlassen.
* Ein Untersuchungsausschuss des italienischen Parlaments kommt 2006 zu dem Ergebnis, dass das Attentat auf Weisung Leonid Breschnews vom russischen Geheimdienst GRU in Auftrag gegeben und in Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Geheimdienst und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR geplant wurde.