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20130319

boves Lucas

Hanno der Elefant des Papstes

1514/03/19 - Rom Ein indischer Elefant, der Leo X. vom portugiesischen König geschenkt wurde, erreicht, nach langer beschwerlicher Reise, den Vatikan. 

Schon bei der Einschiffung, in Lissabon, wollte der Lukanische Ochse zunächst nicht an Bord, sein indischer Wärter, der die portugiesische Geliebte nicht verlassen wollte, hatte seinem Schützling beider zukünftiges Zuhause, Rom, in den düstersten Farben geschildert.



Dem Mahout wird mit der Todesstrafe gedroht, in deren Angesicht er dem Elefanten dessen Zukunft in leuchtenden Farben und glorreich schildert. Das Tier solle, erzählt der Inder, Oberhaupt der Christenheit werden, woraufhin das gutgläubige Exemplar der Untergattung Elephas maximus brav alle Befehle befolgt und sich, auch auf der Reise, äusserst friedlich verhält. Trotzdem hat  der Transport nicht nur Volksaufläufe verursacht, sondern auch die jeweiligen Unterkünfte regelmässig einsturzgefährdet hinterlassen.

Annone sprich Hanno, möglicherweise nach dem malabarischen Begriff ana für Elefant, wird er vom Papst genannt. Im Vatikanzoo hält Leo X. unter anderem bereits einen Bären, zwei Leoparden und ein kleines Chamäleon. Hanno avanciert schnell zu Leos Liebling. Sein Betreuer wird Giovanni Battista Branconio dell’Aquila, Kammerherr des Papstes und ein Freund Raffaels. Raffael fertigt auch eine Zeichnung von dem Elefanten an, deren Original leider verloren ging.



Diese und weitere Studien nach dem lebenden Tier wurden häufig kopiert und dienen den zeitgenössischen und späteren Künstlern, immer wenn mal ein Elefant gebraucht wird, als Vorlage für zahlreiche Gemälde, Fresken und Illustrationen.

Annone kann tanzen, spritzt mit Wasser und am Sonntag, dem Tag an dem der Bevölkerung der Besuch der Vatikanischen Gärten gestattet ist, sieht man dort den dicklichen Papst hingebungsvoll mit Annone herumtollen.

Bei einem repräsentativen Auftritt Annones kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Giuliano de’ Medici hatte Filiberta von Savoyen, die Schwester des verstorbenen Ludwigs XII. von Frankreich, geheiratet und wird nun mit seiner Frau in Rom erwartet. Zum Empfang wird ihnen eine Entourage aus Adligen entgegengeschickt und Annone, bepackt mit einem Turm in dem bewaffnete Männer sitzen. Deren Salutschüsse und das Geschrei der schaulustigen Menge versetzen den Elefanten in Panik, er will zurück zum Vatikan, bei dem Manöver gerät der Turm ins Rutschen und stürzt in den Tiber. Herandrängende Menschen geraten unter Pferdehufe, es gibt viele Verletzte und dreizehn Tote.



Dann, 1516, Leos Bruder, Giuliano de’ Medici, stirbt unerwartet, Leo selbst, leidet an einem schweren Fieber, ihn plagt eine Fistel. Der ketzerische Mönch, der, wie immer, zur Stelle ist, sagt dem Papst und Hanno den baldigen Tod voraus. Tatsächlich, im Juni erkrankt auch der Elefant schwer, er kann kaum atmen und hat Krämpfe. Papst Leo ruft seine eigenen Leibärzte herbei, die eine Angina diagnostizieren. Hanno sei überdies völlig verstopft und die Ärzte beschliessen, ihn mit einem Abführmittel zu behandeln, das sie, der üblichen Praxis gemäss und in Anbetracht der Grösse des Patienten, mit ein paar Kilo Gold anreichern. Die Therapie bleibt wirkungslos. Hanno ist jetzt wirklich verstopft und verendet schnell. Der Papst überlebt.

Untröstlich in seinem Kummer über den Tod des Tieres, verleiht er dem auch öffentlich immer wieder Ausdruck und bietet damit Martin Luther Anlass in seinen Schriften über ein auch sexuelles Verhältnis Leos und Annones zu spekulieren. Eine Unterstellung die Leo X. in seiner Bulle von Jacobus Mazochius, 1520, zurückweisen lässt.



Leo X. stirbt an einer Wintergrippe mit schweren Fieberschüben in der Nacht des 1. Dezembers 1521, so plötzlich, dass er nicht einmal mehr die Sterbesakramente empfangen kann.

„Da Gott Uns das Pontifikat verliehen hat, so lasst es Uns denn geniessen.“