1974/10/20 - Mainz Waldweg, die erste Folge der Kriminalfilmserie Derrick, mit Horst Tappert als Oberinspektor Stephan Derrick, Fritz Wepper als dessen Assistent, Inspektor Harry Klein und Wolfgang Kieling als Haushaltsschulmädchenmordendem Lehrer, wird im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Die, vom Publikum, als zu drastisch empfundene, explizite Darstellung der Ermordung einer Schülerin muss, vor der weiteren Verwertung Waldwegs, gekürzt werden.
Der Autor der Serie, Herbert Reinecker, Schriftsteller und Journalist, einst Hauptschriftleiter der HJ-Zeitschriften Der Pimpf und Junge Welt, dessen antisowjetisches Schauspiel „Das Dorf bei Odessa“ eines der meistgespielten Stücke der NS-Zeit war und der als Angehöriger einer Propagandakompanie der Waffen-SS am 5. April 1945 den letzten Leitartikel für die SS-Zeitung Das Schwarze Korps verfasste, leidet, als er für das ZDF die Derrick Folgen schreibt, bereits an einer seltenen Augenkrankheit. Da er deshalb gezwungen ist seine Texte auf Tonbänder zu diktieren, kommt es in den Dialogen, bedingt durch das häufige Vor- und Zurückspulen der Aufzeichnungen, zu seltsam retardierenden Elementen:
„Es ist ein Mord geschehen.“ - „Ein Mord?“ - „Ja, jemand ist ermordet worden.“ - „Ermordet?“ - „Ein junges Mädchen, sie wurde erwürgt.“- „Erwürgt?“ - „Ja, erwürgt, mit blossen Händen erwürgt.“ - „Und der Mörder?“ - „Der Mörder?“ - „Ja, der Mörder. Weiss man wer der Mörder ist?“ - „Wir wissen nicht wer der Mörder ist“
„... Zur Auflösung des Rätsels, das ohnehin nur für ihn eines ist, wird Derrick kaum gebraucht. Irgendwann verlieren die Täter die Nerven, machen einen Fehler oder gehen in sich. Derrick - eine Nebenrolle. Dass die Serie nach ihm betitelt ist, das ist ungefähr so, wie wenn der Hamlet nicht Hamlet, sondern Fortinbras hiesse.“ - DER SPIEGEL 49/1974